Mehrsprachigkeit

Liebe Eltern!

Wir leben in einer kosmopolitischen Gesellschaft. Dies führt auch unweigerlich zu vielen Fragen bezüglich des Spracherwerbs unserer Kinder.


Wichtige Fragen zum Thema Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit:
Kann mein Kind problemlos zwei oder mehrere Sprachen lernen?
Wie lernt mein Kind Deutsch, wenn kein Elternteil deutschsprachig ist?
Soll ich mit meinem Kind Deutsch sprechen, auch wenn es nicht meine Muttersprache ist?
Gibt es Gefahren beim Erlernen mehrerer Sprachen?


Vorweg: Kinder können problemlos zwei oder sogar auch drei Sprachen lernen!

Voraussetzung dafür ist natürlich eine ausreichende sprachliche Förderung bzw. Sprachanregung durch die Familie bzw. durch das Umfeld. Wichtig ist hierbei aber, dass der Spracherwerb ein natürlicher Vorgang bleibt. Üben Sie also nicht mit Ihrem Kind!

Als Regel gilt hierbei “One person, one language”, d. h. jedes Elternteil spricht mit dem Kind konsequent in seiner Muttersprache. Ist die Mutter also englischsprachig, spricht sie auch Englisch mit dem Kind, kommt der Vater zum Beispiel aus Frankreich, spricht dieser Französisch. Achten Sie auf die feste Einhaltung dieser Regel. Dies gibt dem Kind die Möglichkeit, die jeweilige Sprache mit einer bestimmten Person zu verknüpfen.

Kommen beide Eltern aus anderen Ländern, sprechen also kein Deutsch, stellt sich für sie die Frage: Wie lernt mein Kind Deutsch?

Hier nun kommt dem Kindergarten eine essenzielle Bedeutung zu. Im Kindergarten erlernt das Kind nicht nur wichtige soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen, sondern es hat auch noch bis zum Schuleintritt ausreichend Zeit, sich die deutsche Sprache anzueignen. Ihr Kind sollte mit etwa 3 Jahren den Kindergarten besuchen.

Es ist sehr wichtig, dass die Eltern mit dem Kind die Sprache sprechen, die sie auch am Besten beherrschen (im Normalfall die Muttersprache), da nur so dem Kind eine gute Sprachstruktur und somit eine Basis vermittelt werden kann. Diese Basis ist wichtig, damit Ihr Kind andere Sprachen lernen kann.

Mein Kind will nur eine Sprache sprechen?

Das ist kein Grund zur Besorgnis. Wichtig ist nur, dass Sie konsequent weiter in Ihrer Sprache bzw. der Familiensprache mit dem Kind sprechen, auch wenn das Kind in einer anderen Sprache z. B. auf Deutsch antwortet.

Haben Sie keine Bedenken, auch passiv lernt das Kind weiter und vergisst somit das bisher Erworbene nicht. Zu einem späteren Zeitpunkt kommt das Kind von selbst wieder auf die Sprache zurück.

Wie kann ich die Sprachentwicklung meines Kindes fördern?

Die Familie ist hier ausschlaggebend. Hier nimmt ihr Kind die ersten sprachlichen Eindrücke wahr und spricht schließlich seine ersten Worte. Die Familie ist also essenziell für die Sprachentwicklung.

Üben Sie die Sprache nicht mit ihrem Kind, sondern beschäftigen Sie sich auf spielerische Weise mit ihm, indem Sie mit ihm zum Beispiel zusammen ein Bilderbuch ansehen, eine Geschichte erzählen oder ihre tagtäglichen Handlungen kommentieren.

Spielerisch Sprechfreude fördern:

Vorlesen, Bilderbücher gemeinsam betrachten, Spielen, das Kind in die alltäglichen Geschehnisse mit einbinden, ihm Geschichten erzählen, Reimverse sprechen, Singen etc. Wenn sie ihr Kind bei häuslichen Tätigkeiten beobachtet, erzählen Sie ihm, was sie gerade machen, nehmen Sie teil an den Erlebnissen, die Ihnen ihr Kind schildert, hören Sie aufmerksam zu und fragen Sie nach.

Sprache ist nicht trainierbar, sondern ein natürlicher Vorgang!

Kinder lernen am Besten in einer angstfreien und entspannten Atmosphäre. Damit ihr Kind die Sprechfreude nicht verliert, ist es wichtig, dass es lernt, dass es Fehler machen darf und dass das nicht weiter schlimm ist. Achten Sie auch darauf, dass Sie das Kind nicht zu sehr abfragen, wenn Sie z. B . gemeinsam ein Bilderbuch ansehen. Kind wie Erwachsenen soll die gemeinschaftliche Aktivität Spaß machen. Kinder lernen die Sprache spielerisch, sie lieben Reime, erfinden Fantasiewörter und Wortspiele. Kinder die häufig korrigiert werden, verlieren mit der Zeit diese natürliche Freude am Abenteuer Sprache, am Sprechen und erzählen.

Bilderbücher:

In den Bibliotheken sind zum Teil auch fremdsprachliche Bilderbücher zu finden. Sollten Sie keinen Zugriff auf Bücher in Ihrer Sprache haben, dann können Sie auch Bilderbücher ohne oder mit nur wenig Text nutzen und gemeinsam mit Ihrem Kind anschauen.

Geschichten erzählen:

Kinder lieben Märchen, erfundene Geschichten oder auch Erzählungen von Erlebnissen der Familienmitgliedern.
Oft wollen Sie eine bestimmte Geschichte immer und immer wieder hören. Dadurch entwickeln Sie ein Gefühl für die
Sprache und die sprachlichen Fähigkeiten weiten sich aus.

Singen, Reimen, Dichten:

Erinnern Sie sich an Lieder oder Reime aus Ihrer Kindheit? Es gibt auch viele Bücher zu diesem Thema. Sollten Sie keinen Zugriff auf Bücher in Ihrer Muttersprache haben, durchforsten sie doch einfach mal das Internet. (Informationen dazu finden sie unter der Sparte Links u. Literatur)

Abschließend bleibt zu sagen, dass Fernsehen kein Ersatz für die Kommunikation in der Familie ist. Zahlreiche Studien besagen, dass der Fernsehkonsum für die Sprachentwicklung des Kindes wenig förderlich bzw. hilfreich ist.


Elternratgeber

Sprachförderndes Verhalten bei Kindern mit Sprachstörungen:

Positiv:

 

Wichtig:

 
Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu und nehmen Sie Blickkontakt zu ihrem Kind auf, während Sie mit ihm sprechen.
Machen Sie nicht mehrere Sachen nebenbei, wenn Sie mit ihrem Kind sprechen!
Lassen Sie Ihr Kind aussprechen.
Unterbrechen Sie ihr Kind nicht!
Setzen sie die Corrective-Feedback-Methode ein, um auf indirekte Weise fehlerhafte Aussagen zu berichtigen. Bsp.: Kind: "Der Puppe heißt Sarah." ..Mutter: "Ah, die Puppe heißt Sarah.", "Was für ein schöner Name!"
Korrigieren Sie ihr Kind nicht u. lassen Sie es nicht nachsprechen!
Fördern Sie die Sprechfreude ihres Kindes, indem sie fehlerhafte Äußerungen unbefangen annehmen.
Kritisieren und bestrafen Sie ihr Kind nicht! Geben Sie keine Anweisungen, wie gesprochen werden soll, wie z.B. “Sprich langsamer!”oder ”Hohl erst einmal tief Luft!” etc.
Fördern Sie den kindlichen Wissens- und Entdeckungsdrang! Versprachlichen Sie Ihre eigenen Handlungen und Gefühle, sowie die des Kindes. Lassen Sie ihr Kind an alltäglichen Abhandlungen und Situationen teilhaben, indem Sie diese erläutern. (Handlungsbegleitendes Sprechen).
Unterbinden Sie nicht die natürliche Neugier u. den Wissensdurst Ihres Kindes!


Tipps zur Übungs- und Hausaufgabengestaltung:

Wichtig:

 
Gestalten Sie mit Ihrem Kind feste, geregelte Übungszeiten!
Kleine Erinnerungshilfen, wie zum Beispiel farbige Aufkleber etc. an zentralen Stellen unterstützen Sie und Ihr Kind dabei, die anstehenden Übungen nicht zu vergessen.
Entwerfen Sie gemeinsam mit ihrem Kind einen Übungsplan, in dem es einen Motivaufkleber einkleben oder mit einem Motivstempel abstempeln darf, wenn die tägliche Aufgabe erledigt wurde.
Achten Sie auf ein konsequentes Einhalten der mit dem Therapeuten zusammen geplanten Übungseinheiten zu den festgelegten Trainings- bzw. Hausaufgabenzeiten. Seien Sie Ihrem Kind hier ein gutes Beispiel, damit die regelmäßigen Übungen ein fester und natürlicher Bestandteil des Tagesablaufes werden und ihr Kind so lernt, diese ganz selbstverständlich in den Alltag zu integrieren.